Paul Rée Zitate – Seite 1
→Vergnügungsreisende empfinden oft, wenn sie an schöne Aussichtspunkte kommen, eine gewisse Unbehaglichkeit: Sie fühlen, daß sie nun vor sich oder Anderen Begeisterung affectiren müssen.Paul Rée
→Die qualvolle Sehnsucht nach dem Besitz des geliebten Gegenstandes ist ein seliges Gefühl im Vergleich mit dem Gefühl des Ekels, nachdem man besessen hat.Paul Rée
→Redner und Schriftsteller überzeugen meistentheils nur die, welche schon vorher überzeugt waren.Paul Rée
→Der Freigeist kann sich frei machen von den unmerklich in ihn gedrungenen, unwillkürlich von ihm gehegten sittlichen Anschauungen.Paul Rée
→Gute Manieren sind ein passe-partout, auf das selbst Mängel jeder Art sehr gern in der Gesellschaft zugelassen werden, während ein Mensch mit schlechten Manieren, welche Eigenschaften er sonst auch haben mag, in der Gesellschaft nur geduldet wird.Paul Rée
→Durch die staatlichen Verbote zu morden, zu rauben, zu betrügen und deren anthropomorphe Sanktion wird das Glück der Menschen nur ungenügend verbürgt. Ihr Glücksbedürfniss fordert bessere Fürsorge.Paul Rée
→Die Menschen begeistern sich häufig für Gegenstände der Natur oder der Kunst, um später erzählen zu können, wie begeistert sie waren.Paul Rée
→Unser Betragen ist stets ohne Verlegenheit, wenn wir von einer großen Sorge erfüllt sind, weil hierdurch die kleinere Sorge, einen schlechten Eindruck zu machen, verdrängt wird.Paul Rée
→Wer keine fremde Moral kennt, kennt seine eigene nicht – gleichwie, wer keine fremde Sprache, keine fremde Religion kennt, seine eigene Sprache und Religion nicht kennt.Paul Rée
→Gute Menschen sind nicht nothwendig glücklich, und schlechte Menschen nicht nothwendig unglücklich.Paul Rée
→Diese übermächtigen Personen, deren eine regnet, die andere donnert, die dritte den Erdball erschüttert, sind menschenähnlich, weil von Menschen gebildet.Paul Rée
→Handlungen und Gesinnungen, welche das gemeinsame Merkmal haben, Andern verderblich zu sein, stellen sich, überschüttet mit Tadel, uns von Kindheit an dar.Paul Rée
→Es ist reizvoll ein Mädchen nicht zu verführen, welches auf dem Punkte steht, sich uns zu ergeben: Denn unserer Eitelkeit genügt ihr Wollen, und für den flüchtigen Liebesgenuß erlangen wir das angenehme Gefühl unseres hohen Edelmuthes.Paul Rée
→Wie oft wir selbst auch zu lieben heucheln mögen, wir glauben stets aufrichtig geliebt zu werden.Paul Rée
→Wer eine Empfindung verbergen will, trägt die entgegengesetzte stets in unnatürlich hohem Maaße zur Schau.Paul Rée
→Wer eine Dummheit gesagt hat und das fühlt, hat einen unwiderstehlichen Drang, noch mehrere zu sagen.Paul Rée
→[D]ie lobenden und tadelnden Urtheile müssen an zwei Punkten ihrer Laufbahn besehen werden. 1) In der Geschichte: wann sie geschaffen worden sind; durch wen; aus welchen Motiven. 2) In dem später geborenen Individuum: dieses erfährt blos die Urtheile selbst.Paul Rée
→Wir finden es unerträglich, daß uns Andere von ihren Angelegenheiten unterhalten, weil wir sie von den unsrigen unterhalten wollen.Paul Rée