Lou Andreas-Salomé Zitate – Seite 1
→Alles hängt so eng zusammen. Manchmal kommt es mir vor, als ob, ein kleines Stück aus den Alltagsereignissen herausgelöst, auch die ereignisschwersten Dinge anders gekommen wären.Lou Andreas-Salomé
→Liebend unternehmen wir aneinander gleichsam Schwimmübungen am Korken, während derer wir so tun, als sei der Andere als solcher das Meer selber, das uns trägt.Lou Andreas-Salomé
→Das vollkommene Geschenk erotischer Widerspruchslosigkeit konnte nur noch der Kreatur zufallen. Sie allein kennt anstelle menschlichen Liebens und Lassens, das sich befehdet, jene Regelung in sich selber, die sich rein naturhaft in Brunst und Freiheit ausgibt. Nur wir stehen in der Untreue.Lou Andreas-Salomé
→Man sollte nicht glauben, wie beängstigend die Prosa eines Bahnhofslokals auf empfindliche Künstlernerven wirkt.Lou Andreas-Salomé
→[S]o muß man doch […] festhalten, wie oft die leibliche Hemmung den Menschen an seiner geistigen Leistungsfähigkeit, ja an seinem individuellsten Menschenwert Einbußen erleiden läßt.Lou Andreas-Salomé
→Ja, so geht es nun im Leben zu […] man macht sich große Theorien, man will geistig zusammenpassen und will sich auf Herz und Nieren prüfen, – und schließlich wählt man einander doch in der Gunst der Stunde, und ohne alle weitern Kennzeichen.Lou Andreas-Salomé
→Gute Nacht. Wenn Sie nach menschlicher Berechnung ausgeschlafen haben, so klopfe ich bescheiden an.Lou Andreas-Salomé
→Unser Intellekt selbst [ist der] zuspätest Nachgeborene in der Welt des Physischen.Lou Andreas-Salomé
→Es gibt Menschen, an denen sieht man alles Häßliche, und ihr Ruf thut noch etwas hinzu. Vor denen ist es leicht, sich in acht zu nehmen. Dann gibt es andere, von deren Innerem sieht man nichts, und ihr Ruf redet gut. Das ist sehr nachahmenswert, aber nicht liebenswert.Lou Andreas-Salomé
→In jedem Leben geschieht es noch einmal, daß es sich müht, wiederzubeginnen wie mit Neugeburt: mit Recht nennt das vielzitierte Wort die Pubertät eine zweite Geburt.Lou Andreas-Salomé
→Wieviel Schwanken und Quälen, wieviel Seelenarbeit und Seelenwandlung mag’s geben, ehe ein Mensch sich so tief in den andern hineinpflanzt, – ja, so tief, dass die beiden nun wirklich aus einer Wurzel weiter wachsen müssen, wenn sie gedeihen wollen.Lou Andreas-Salomé
→Welch ein Glück und Wunder, daß die Dinge in ihrem unerschöpflichen Reichtum immer bleiben, immer neu, immer rein, immer tröstend und erheiternd, wie sehr wir selber auch verarmen und verderben, – wie sehr das Leben uns auch verarmt und verdirbt.Lou Andreas-Salomé
→[D]adurch, daß wir etwas in immer zuverlässigerer Beschränkung, als Stück und Stoff, ganz in die Hand bekommen, bestätigt und bewahrheitet sich uns erst ganz der darüber hinausreichende Umfang unserer selbst.Lou Andreas-Salomé
→Nichts in der Welt stimmt so zur Freude, wie die Dinge ringsum, die „leblosen“, wie man sie nennt, die Formen und Farben, und was weiß ich. Nichts spricht so verständlich und thut so anspruchslos wohl. Das ist die „Dingfreude“.Lou Andreas-Salomé
→Ich wartete darauf, daß die Freundschaft in mir bis zur Liebe stiege – -. Sie stieg auch zuweilen, – immer höher und höher, – aber nicht in die Liebe hinein, – sie wurde dann zugleich immer dünner und spitzer, – und eines Tages brach stets die Spitze ab.Lou Andreas-Salomé
→Der Mensch unserer Liebe, gleichviel in wie gesteigertem Zustand geistiger und seelischer Ergriffenheit beider, bleibt ein Priester im Meßgewand, der nur notdürftig zu ahnen vermag, was er zelebriert.Lou Andreas-Salomé
→Wie manches Mädchen meint mit einem Mann nichts als Geistesinteressen und Seelenfreundschaft zu teilen, während sie, – oft unbewußt, – nichts andres begehrt als seine Liebe, seinen Besitz.Lou Andreas-Salomé
→Man mag das Problem des Erotischen anfassen wo man will, stets behält man die Empfindung, es höchst einseitig getan zu haben. Am allermeisten aber wohl dann, wenn es mit Mitteln der Logik versucht wurde: also von seiner Außenseite her.Lou Andreas-Salomé
→Der Mensch, der die Gewalt besaß, uns glauben und lieben zu machen, bleibt zutiefst in uns der königliche Mensch, auch noch als späterer Gegner.Lou Andreas-Salomé
→Es gibt eben nichts Vollkommenes unter der Sonne, und thöricht wäre es, das zu beanspruchen.Lou Andreas-Salomé
→Wir werden in der Liebe, Hingabe, ja uns selber geschenkt, wir werden uns in ihr präsenter, umfänglicher, mit uns selbst vermählter als zuvor, und nichts andres als dies ist ihre echte Wirkung, ihre Lehens- und Freudenwirkung.Lou Andreas-Salomé
→Wissen Sie, was Liebe ist? Ich meine: das Tiefste an ihr? Ich will es Ihnen sagen: Das ist ein Geheimnis des vollkommenen Miterlebens dessen, was im anderen vorgeht.Lou Andreas-Salomé