Kurt Marti Zitate – Seite 2
→In früheren Zeit ist Lärm erzeugt worden, um böse Geister von Menschen und Häusern fernzuhalten. Die bösen Geister müssen sich phantastisch vermehrt haben bis heute – anders ist der unablässige Lärm, den wir machen, nicht zu erklären.Kurt Marti
→Mir ist kein Glaubensbekenntnis einer christlichen Konfession bekannt, dessen Haupt- und Zentralsatz lautet: „Gott ist Liebe“ (Johannes 4.8.16). Dementsprechend sieht die Kirchen- und Konfessionsgeschichte auch aus.Kurt Marti
→Schriftstellertreffen: Hier unter Kollegen darf jeder Autor sich ungezwungen bewegen: keiner hat die Bücher des andern gelesen.Kurt Marti
→In Tyrannum Wenn Gott ein Tyrann ist, muß man ihn stürzen. Sein Sturz wird zugleich zeigen, daß der Tyrann nicht Gott war, vielmehr ein Popanz tyrannisch Gesinnter, tyrannisch Gewillter.Kurt Marti
→Je weniger „Treu und Glauben“, desto mehr Gesetze, Vorschriften, desto mehr Kontrolle und Bürokratie, desto mehr Unsicherheit, Mafiosität aber auch.Kurt Marti
→Oft hat man Grund zu sagen: „Der Teufel ist los.“ Nie heißt es: „Gott ist los.“ Halten ihn die Kirchen so sicher unter Verschluß?Kurt Marti
→Am Anfang ist Nacht. Alle kommen wir aus der Nacht eines Mutterleibes. Richtigerweise lassen die Juden den Tag mit der Nacht beginnen.Kurt Marti
→Leute, die auf uns böse sind, sind deshalb nicht böse Leute, sondern Leute, die auf uns böse sind – was uns selber noch lange nicht gut macht.Kurt Marti
→Ohne Befehle geht es nicht – und wäre es nach der unmerklichen Art, wie Regen den Wurzeln, Sonne den Blättern, die Blüte ihrem Apfel befiehlt.Kurt Marti
→Weil wir fast nie vollständig zu sagen vermögen, was wir sagen wollten, reden wir weiter.Kurt Marti
→Lebensziel Die schlechtesten Aphorismen sind es nicht, die davon träumen, auf Kalenderzetteln zu enden.Kurt Marti
→War möglicherweise alles, ob grandios, ob kläglich, ein einziger Umweg? Und über uns weg eilen leichte Füße die Hintertreppe auf und nieder, während wir im Staub einer Geschichte versinken, die wir für Fortschritt gehalten haben.Kurt Marti
→Automobilmachung Fast alle haben Autos und werden, wenn es so weit ist, fliehen wollen mit ihnen. Ich, ein Autoloser, sitze bereits in der Falle, in die sie dann erst noch fahren müssen.Kurt Marti
→Daran, daß wir für andere wie für uns selbst nicht eingelöste Versprechen sind, sterben wir auch.Kurt Marti
→Jesus lehrt, den Mitmenschen realistisch anzunehmen, so wie er ist, und ihn dennoch in der Perspektive seiner Möglichkeiten, d.h. in Hoffnung, zu sehen.Kurt Marti
→Nein, vom Tod wissen wir nichts. Seriös bleibt allein die Tautologie: Der Tod ist der Tod ist der Tod.Kurt Marti
→Mitunter geschieht’s, daß ich heute fürchte, was ich gestern wünschte – selten umgekehrt.Kurt Marti
→Der Heilige Geist ist keine Zimmerlinde, vielmehr vergleicht die Schrift ihn mit dem Winde.Kurt Marti
→Was soll der Vorwurf, daß jemand ein gestörtes Verhältnis zur Wirklichkeit habe? Als wäre Wirklichkeit etwas anderes als auch das gestörte Verhältnis mancher zu ihr.Kurt Marti
→Auch ich kann nicht beten. Ich glaube, man sieht uns allen an, daß wir nicht beten können. Man sieht es auch denen an, die weiterhin beten oder zu beten meinen. Dennoch kann ich mir die Sprache einer besseren Zukunft nicht vorstellen ohne etwas wie Gebete.Kurt Marti
→Aber es kommt eine Auferstehung, die ganz anders wird als wir dachten. Aber es kommt eine Auferstehung, die ist der Aufstand Gottes gegen die Herren.Kurt Marti
→Obschon er aufgehört hatte, Herr der Lage zu sein, blieb eine Katastrophe aus, weil sie sich mit ruhiger Umsicht als Frau der Lage bewährte.Kurt Marti
→Herr Schweizer Sogleich nach seinem Eintritt in den Himmel erkundigt er sich nach dem dortigen Auslandschweizerverein.Kurt Marti
→Älter als „Schriftsteller“ ist der Begriff „Autor“, lateinisch „auctor“. Zu Grunde liegt ihm das Verbum „augere“, vermehren. Autoren, Vermehrer also – von Wörtern? Gedanken? Büchern? Und gleich hat man die gräßliche Frankfurter Buchmesse vor Augen.Kurt Marti
→Warum Warum schreiben Sie? Auf diese Frage kann ich in zwei Varianten nur immer dieselbe Antwort geben: a) Ich folge einem Schreibtrieb. b) Ich leide an einem Schreibtrieb Was sonst noch an Erklärungen, Begründungen, Rechtfertigungen vorzubringen wäre, sind Halbwahrheiten a posterioriKurt Marti
→Auch durch die lange Nacht hindurch hat mein Körper mich unaufgefordert und erfolgreich gegen die Angriffe von Bakterien und Mikroben, gegen Zerfall und Fäulnis verteidigt. Was verspricht er sich von mir?Kurt Marti
→Einen professionellen Schriftsteller kann ich mir nicht vorstellen, bemerkte allerdings Claude Simon, Nobelpreisträger für Literatur, ich jedenfalls bin Amateur.Kurt Marti
→Das Gerede von „Leistungsträgern“ beleidigt die Möbelträger, die Briefträger, die Gepäckträger.Kurt Marti
→Bete und arbeite, sagte Benedikt von Nursia. Mach auch die Arbeit zum Gebet, sagte Luther. Bete um Arbeit, sagte Pfarrer N. zum Arbeitslosen.Kurt Marti
→Manchen bin ich einiges, einigen bin ich vieles schuldig geblieben. Und die Zeit läuft davon. Wessen Liebe kann das noch gut machen? Die meine nicht. Nein, die meine nicht.Kurt Marti
→Unerbittlich zerstören Nutzen und Nutzung diesen Planeten. Das Nutzlose allein hat noch Erbarmen mit uns.Kurt Marti
→Nichts zu machen: man muß sich durchsetzen können, von Geburt an. Die Geburt selbst ist ein Akt der Durchsetzung, der erste und der erfolgreichste von vielen.Kurt Marti
→Wie der Mensch ist auch Gott zur Ware geworden: Religion ist die Branche, die sie umsetzt.Kurt Marti
→Gefragt, weshalb er schreibe, gab er zur Antwort: Weil ich zu faul bin zum, Lesen. Ein Buch, das zu lesen ich Lust haben könnte, schreibe ich mir. Ist es geschrieben, brauch ich’s nicht mehr zu lesen.Kurt Marti