Kurt Marti Zitate – Seite 1
→Kommt, Freunde, doch auch ihr, meine Feinde: Äufnen und speisen wir den heimlichen Fonds der Resignation aneinander! Er wird verwaltet vom tüchtigsten Ökonomen, den die Welt kennt: vom Tod.Kurt Marti
→Oft laufen mir Überzeugungen wortlos davon. Behaglich breitet sich der anarchische Reichtum der Unordnung wieder aus.Kurt Marti
→Sie gehe, sagt sie, ins Kino, um über fremdes Elend weinen zu können. Längst habe ihr eigenes keine Tränen mehr.Kurt Marti
→Noch der Vorsatz, aufrichtig zu sprechen, zu schreiben, bedient sich der Grammatik eingebürgerter Unaufrichtigkeiten.Kurt Marti
→Meinungsmacher verwenden die Meinung, die sie uns machten, hernach oft dazu, eine Politik zu machen, die wir nicht meinten.Kurt Marti
→Zweierlei Ellen Falls Arbeiter streiken, weil sie höhere Löhne fordern, gilt dies bald schon als ökonomische Sabotage. Streikt hingegen das Kapital, weil es höhere Profite will, so ist dies ein ökonomischer Sachzwang.Kurt Marti
→Nach dem Tode? Wenn Gott will, daß nach dem Tode nichts ist, ist „nichts“ gut. Wenn er will, daß etwas ist, ist „etwas“ gut.Kurt Marti
→Nur ein Narr wird den Ort unter der Hintertreppe für eine der Vorstädte Gottes halten. Noch kauern wir hier im Staub, im Abfall unserer Schuld.Kurt Marti
→Die Probleme der Welt sind nicht lösbar durch eine Menschheit, die selber das größte Problem dieser Welt ist. Bleibt somit nur die Radikalalternative von Maurice Chappaz: „So man die Natur erhalten will, muß man den Menschen töten“?Kurt Marti
→Da Gott verschiedene Kostgänger hat, mußte er auch Diätkoch werden. Seine Schonkost wird vornehmlich in Kirchen serviert.Kurt Marti
→Frauschaft Vermutlich ist die Herrschaft Gottes, wie Jesus sie verkündet hat, mehr Frauschaft als wir bisher denken wollten.Kurt Marti
→Die christliche Utopie meint die Herrschaft der Liebe. Dennoch bleibt diese Utopie in bezug auf unsere Weltzeit realistisch: sie verkündet die Liebe als eine gekreuzigte.Kurt Marti
→Selbst das Gebot, sich von Gott kein Bild zu machen, enthält bereits ein solches, nämlich das eines männlichen Gottes.Kurt Marti
→In der Marktwirtschaft gelten Schriftsteller, so sie überhaupt etwas gelten, als Gewerbetreibende. Nur logisch, daß behördliche Betriebszählungen sie in die Statistik gewerblicher Betriebe einbeziehen wollen.Kurt Marti
→Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden! (Lukas 6.26) Doch gibt es auch selbstaufgesetzte Märtyrerkronen, aus Talmi und Papiermaché, Karnevalsmützen zum Verwechseln ähnlich. Gelassenheit also!Kurt Marti
→Atomgegner – wer ist denn einer? Jener, der Atomkerne zertrümmert, oder der, der eben dies weder tun noch gutheißen will? Man müßte die Atomkerne fragen können.Kurt Marti
→Nicht Ägypten ist Fluchtpunkt der Flucht. Das Kind wird gerettet für härtere Tage. Fluchtpunkt der Flucht ist das Kreuz.Kurt Marti
→Wie auch immer: Eines Tages nimmt der Tod uns der Zeit ab, so daß diese, um uns erleichtert, mit frischem Elan weitergehen kann.Kurt Marti
→Denn Dein ist das Reich und die Kraft, ist Herrlichkeit / Fraulichkeit in Ewigkeit. Amen.Kurt Marti
→Die für die Mitwelt gefährlichsten Egoisten sind jene, die nicht einmal sich selbst zu achten, geschweige denn zu lieben vermögen.Kurt Marti
→Man muß hoffen, höre ich sagen: Ein Tonband, das man endlos abspielen läßt, um unsere Unfähigkeit zur Lebens- und Verhaltensumkehr munter zu übertönen (im Auto womöglich).Kurt Marti
→Unentwegt stacheln Wirtschaft und Schulen den, wie sie sagen, „gesunden“ Ehrgeiz an. Als wäre Ehrgeiz etwas anderes als eben – Geiz, d. h. verweigerte Solidarität. Deswegen ist, wie Martin Buber in einem Gespräch bemerkte, Erfolg keiner der Namen Gottes.Kurt Marti
→Wie leicht, ach, gerät man doch zwischen die eine Angst, daß etwas passieren könnte, und die andere Angst, daß es nicht passieren könnte.Kurt Marti
→Die Sonne lacht, der Himmel weint – als ob’s nicht auch einen lachenden Regen gäbe und nie eine trauernde Sonne.Kurt Marti
→Auffällig, daß die biblischen Sprachen für Treue und Glauben nur eine Bezeichnung kennen. Von daher die Wendung „Treu und Glauben“ für eine Verläßlichkeit jenseits von Gesetz und Vertrag.Kurt Marti
→Hoffnung, ob christlich, ob sozialistisch: wenn zahnlos geworden, setzt sie ein Dogma als Kunstgebiß ein und säubert es täglich im Wasserglas der Ideologie.Kurt Marti
→Und wieder das Gefühl, im Simulator meines eigenen Lebens zu sein. Aber bitte, es geht mir recht gut dabei, fast besser als ohne dieses Gefühl.Kurt Marti
→Zweck der Neutronenbombe: die Entmenschung der Städte, Fabriken, Siedlungen. Endlich hat die Zivilisation der Sachwerte den ihr adäquaten Ausdruck gefunden.Kurt Marti
→Für die Bourgeoisie ist Religion der Vorhang, der in ihren Tempeln das Allerheiligste, das Bild des Gottes Mammon verbirgt.Kurt Marti
→Unter der Hintertreppe der Engel lerne ich: Gewalt bleibt plump, summarisch, Liebe wird zart und genau. Ferner: jene ist unerbittlich, aber bestechlich, diese erbittlich, aber unbestechlich.Kurt Marti
→Ein Gespenst geht um, nicht in Europa nur: das, was wir geschaffen haben, unsere Zivilisation.Kurt Marti
→Für die Behauptung, der Markt werde eines Tages die von ihm mitbewirkten Zerstörungen ökologisch korrigieren und wiedergutmachen, gibt es bisher keine Beweise, aber jede Menge Gegenbeweise.Kurt Marti
→Zukunft sollen wir bauen? Viele fordern das jetzt. Doch hierbei denken manche bloß an die künftige Sicherung ihrer jetzigen Privilegien. Andere, forschere, bauen, so fürchte ich, Zukunft wie ein Unfall.Kurt Marti
→Nach meinen Beobachtungen fürchten und verdrängen Männer den Tod mehr als Frauen. Deshalb auch eignen sie sich besser zum Dienst in der Armee, diesem Männerbund, der den allgemeinen Ernstfall vorbereitet und den persönlichen verdrängen hilft.Kurt Marti