Julie Eyth Zitate – Seite 2
→Es bedarf gar nicht der strömenden Fluth, es bedarf nur einer sichern Welle, um ans Ufer zu gelangen.Julie Eyth
→Trübsale sind für die Freundschaft ein feines Sieb. Alles Wasser läuft hindurch und es wird dessen genug sein.Julie Eyth
→Wenn man krank ist und dann die schöne, große, liebe Gotteswelt durch den trüben Flor seines kleinen Ichs anschauen muss, so will’s zum fröhlichen Lerchentriller nicht recht langen. Nun, wie Gott will! Die Freude ist ja an „diese Welt“ nicht festgekettet und wir auch nicht.Julie Eyth
→Da seh‘ ich hinauf zu den schönen Sternen! O ihre geschlossenen Lippen haben mehr Worte für mein Herz, als wenn die ganze Welt ihren Rachen öffnet.Julie Eyth
→Das Leben ist ein gutes, aber ernstes Buch. Wenn man es ganz durchgelesen und begriffen glaubt, muß man immer wieder von vorne anfangen.Julie Eyth
→Schöne Worte, feine Schmeicheleien, sind wie Blüthen im Frühling, die ein lauer Wind uns ins Gesicht weht. Wir genießen sie, während sie – abfallen.Julie Eyth
→Reue ist eine schlafende Furie, die ihre Krallen in unserem Gewissen fest gewurzelt hat. Wollen wir sündigen, so bezwingt sie sich im Traume, und wir sagen: unser Gewissen pocht oder mahnt uns ab; haben wir gesündigt, so erwacht sie und zerfleischt mit ihren scharfen Zähnen unser Herz.Julie Eyth
→Ich mag die Schriftsteller und Erzähler nicht, die uns durch alle Qualen einer langen Verwicklung hindurchjagen und am Ende sich mit einer unbeantworteten Frage verabschieden.Julie Eyth
→Frömmler machen auch die Religion zu einem Geschäft. Fromme machen auch das Geschäft zu einer Religion.Julie Eyth
→Wer nach dem Ruhme der Öffentlichkeit strebt, sehe wohl zu, dass er nicht seinem lieben Publikum, anstatt in die Arme, vielmehr in die Krallen falle.Julie Eyth
→Es giebt Menschen, bei denen das Gemüth so selten hervortritt, daß es ihre Freunde machen müssen, wie gewisse Thiere der Wüste, wenn sie eine Quelle finden. Sie trinken auf drei Wochen.Julie Eyth
→Das Genie ist für die Menschheit wie Stahl und Stein; die Mittelmäßigkeit bildet den Zunder. Nur frisch drauf losgeschlagen, so werden selbst die Lumpen Feuer fangen!Julie Eyth
→Ein Mensch, der nichts als einen großen Verstand hat, ist eben ein Igel. Man mag ihn vornen oder hinten anfassen, so sticht er.Julie Eyth
→Was ist der Frühling dem Glücklichen? Eine neue Schwungfeder in dem Fittiche der Freude, die um seine Seele lächelt. Was ist der Frühling dem zerrissenen Herzen? Eine neue Thräne, einsam und leise niederfallend auf die Blumen der Erde.Julie Eyth
→Welche Kluft in dem Menschen zwischen seinem Wissen und Können! Wie oft steht er da als ein Schütze, der sein Ziel scharf sieht, und es dennoch nicht trifft.Julie Eyth
→Die gepriesene Tugend der Menschen ist oft nichts, als eine glückliche Constellation der Verhältnisse, die nicht in der eigenen Hand lagen.Julie Eyth
→Ich denke vom Schatten in der Welt nicht so übel. Es gedeihen ja nicht alle Pflanzen in stetem Sonnenschein und unser Garten muß eben mehr als eine zum Blühen und Reifen bringen.Julie Eyth
→Ach Herr, schütze mich vor Menschenhaß und feindseligen Herzen; denn du bist für sie gestorben! Schütze mich von Hingebung und Begehren der Menschen; denn sie haben dich sterben lassen und ich mit ihnen!Julie Eyth
→Man kann Menschen sehen, selbst im Irrthum groß, selbst in der Tugend klein. O wer immer das Herz durchblicken könnte! Wie würden sich die Gestalten vor unsren Augen verändern!Julie Eyth
→Du willst der Welt dein kummervolles Herz ausschütten? Sie wird es als eine ausgetretene Pfütze ansehen und jeder Gassenbube tritt dir hinein.Julie Eyth
→Manche Freundschaft ist wie eine Schneeflocke. Wenn ein ernster, heißer Tag über sie kommt, erkennt man ihre Gestalt nicht mehr.Julie Eyth
→Alle Veredlung des Menschen, die nur von Außen kommt, ist wie die Blume, welche der Gärtner durch künstliche Befruchtung verschönert. Nicht lange wird es währen, so fällt sie in ihre ursprüngliche Art zurück!Julie Eyth
→Der edle Geist manches Menschen ist uns ein Zauberstab. Eine einzige Berührung bannt uns in seine Kreise.Julie Eyth
→Ruhe von außen, Ruhe von innen, wer möchte da nicht zur Diogeneslaterne greifen? Aber er weiß eben, daß auch diese auslöscht und daß man sein Lämpchen an einer Flamme anzünden muß, die kein hochmüthiger Menschenverstand geschaffen hat.Julie Eyth
→Irdisch menschliche Gefühle sind wie Geyser. Sie sprudeln auf, sie senden ihre gewaltigen Kräfte, ihre feinsten Strahlen hinauf in den ewigen Himmel. Umsonst, sie erben nicht seine Dauer. Sie fallen zurück in den dunklen Schoß der Erde und enden hier den lauten, heißen Lauf, – so matt, – so stille –Julie Eyth
→Wann bist du auf dem rechten Wege? Wenn du Gott über alles liebst und dich selbst über alles fürchtest.Julie Eyth
→Wie selten ist ein scharf ausgeprägter Charakter zu finden! Unsere Zustände haben die Masse zu einer abgeschliffenen, abgegriffenen Münze gemacht, aus allen Händen kommend, in alle Hände gehend. Auf dem Markt ist dies die gangbarste Münze; aber in die Schatzkammer der Menschheit kommt sie nicht.Julie Eyth
→Über manche bittere Lebenserfahrung sollte man nicht sprechen. Wird eine Pfütze kleiner wenn man darin herumtritt? Sie wird nur breiter und wir schmutziger.Julie Eyth
→Das Leben ist ein flüchtiger Gedanke, aber ein Gedanke voll Leben, groß genug, um gelebt zu werden.Julie Eyth
→Eine zerstörte Gesundheit ist eine Hütte voll Risse, voll Löcher, mit zitterndem Pfeiler. Kommen die Stürme, – o wie pfeift, wie heult der Wind durch diese Räume und schüttelt das arme Ding zum Zusammenbrechen!Julie Eyth
→Was im Kopfe Gedächtniß ist, das ist im Herzen Treue. Was im Kopfe vergessen ist, das ist im Herzen verlassen.Julie Eyth
→Gar mancher Mensch besitzt ein Glück, von dem er keine Ahnung hat. Erst im Erkennen liegt die Fülle.Julie Eyth
→O Frühling, deine Sprache ist mir ein süßer Gesang, den ich mit meinen innersten Gefühlen begleite!Julie Eyth
→Es ist weise, viele Dinge zu erforschen; aber es ist noch weiser, bei Zeiten zu erkennen, dass wir an unseren Grenzen früher ankommen als an den ihrigen.Julie Eyth
→Die Liebe wird nicht sterben. Jene Hügel der Gräber, Asche und Staub sind nur die Trophäen ihrer Unsterblichkeit.Julie Eyth
→Wir sind Menschen, denen die Lust der Erde weniger Gefahr bringt, als ihre Last. Aber die Arbeit kann Einen so gut um sein Heil betrügen, als der Genuss.Julie Eyth
→Dichte immerhin, wer da mag und muß! Aber nur nicht so gar sentimental! Sonst fällt am Ende noch der Mond herunter und schlägt uns die Fensterscheiben ein. Das Ding wäre schon gut, aber – der Weltschmerz! Der Weltschmerz!Julie Eyth
→Es ist sehr gut, wenn man das innere Weh einsieht, und noch besser, wenn man seine Quelle kennt. Aber dann geht es erst über die große Brücke zum jenseitigen Ufer.Julie Eyth
→Die Inspiration beruht weit mehr auf dem Geiste als im Buchstaben. Die Apostel waren keine Telegraphen. Indessen – auch dem Buchstaben gebührt sein Recht, denn er ist ein Damm gegen die menschliche Willkür. Übrigens wird im Reiche Gottes eben nicht gekleinmünzelt wie in den Reichen der Welt.Julie Eyth
→Die Schmerzen sind in manchem Menschenleben wie die Schildwachen von einem Gefängniß. Immer wieder zieht eine neue auf und löst die alte nur ab. Aber endlich wird die Stunde schlagen, wo der Herr sie alle abruft und dann wird die Freiheit kommen.Julie Eyth
→Was die Vernunft behaupten kann, das kann sie auch verwerfen, und was sie belebt hat, wieder vernichten. In ihrer höchste Bestrebung wird sie oft zur Selbstmörderin, und nur was über sie hinausgeht, rettet uns und auch – sie selbst.Julie Eyth
→Erdenfreundschaften sind ein Zugemüse auf dem Speisezettel der leckeren Welt. Man kann sie genießen, ohne krank zu werden; aber man bleibt auch ohne sie gesund.Julie Eyth
→Es hilft nicht: wir müssen alle an einander erfahren, dass Menschen Menschen sind. Das gibt eine Wunde und es fragt sich nur, ob wir jetzt auch den Balsam erfahren wollen, durch welchen die Wunde geheilt wird.Julie Eyth
→Danke deinem himmlischen Vater, daß auf deinem Lebenswege so mancher Wegzeiger steht. Und ist er auch von hartem Holze gezimmert, – genug, wenn er dich vor dem Verirren bewahrt.Julie Eyth