Julie Eyth Zitate – Seite 1
→Der Müßiggang, das Schlendern, Spielen, Tändeln ist die Auszehrung des Herzens, der Tod aller Geistesfrische und Herzenstiefe.Julie Eyth
→Sei mild in deinem Urteil über andere; denn du bist ein Sünder. Aber sei nicht flach darin; denn du bist ein Christ.Julie Eyth
→Die Welt hat kein Herz. Tausende haben es schon gesucht, aber noch nie hat ein Mensch daran geruht.Julie Eyth
→Was ist doch der Mensch! Eine Lebenslänge wird ihm zum Traume, und ein Augenblick in diesem Traume wird ihm zur Ewigkeit!Julie Eyth
→Die drohende Gefahr schaut man oft mehr, als die vorhandene. Auch das Kamel läßt sich nur unter Stöhnen und unwilligen Tönen seine Bürde aufladen; aber wenn es sie hat, steht es auf und trägt sie stumm davon.Julie Eyth
→Nach edleren Charakteren muss man im Leben tief graben, wie nach reinem Golde. Sie hängen nicht da, wie das lose Gras am Abhang der Berge, das jeder vorübergehende Bock beliebig abfressen kann.Julie Eyth
→Der alte Diogenes suchte einen Menschen mit der Laterne, aber wir ganz neuen, ganz gescheiten Leute wollen vor allem fragen: Wo ist denn die Laterne, mit welcher man ihn suchen könnte?Julie Eyth
→Sentimentalität ist an dem gesunden Baume des wahren Gefühls ein Wasserschößling. Schneide ihn bei Zeiten ab, ehe die edle Pflanze dadurch Saft und Kraft verliert.Julie Eyth
→Wenn ein großer Geist leuchtet, wie eine Sonne, so drehen sich um ihn die kleinen Geister, wie Planeten. Sie scheinen aber nur, weil die Sonne scheint. Wehe dem, der an sein eigenes Licht glauben lernt!Julie Eyth
→Gewisse Moralpredigten sind wie ein Leichnam, – vielleicht schön gegliedert, wohlgeformt, – aber die Blutwärme fehlt.Julie Eyth
→Das Leiden ist ein tiefer Schacht. Die wenigen Grubenlichtlein, die uns begegnen, sind der matte, ungenügende Trost der Menschen. Aber in dieser ernsten Tiefe gräbt man das Gold. Aber wir können weder uns noch Andere bereichern, wenn wir nicht stille – herniedersteigen.Julie Eyth
→Es ist gut, daß der liebe Gott immer noch besser für und von uns denkt, als wir Menschen es von einander thun.Julie Eyth
→Oft muß man die Zeit erhaschen, wie man einen Schmetterling an den Flügeln hält. Wird er aber dadurch nicht seine bunten Farbenpracht verlieren? Und nur bei Muße entfaltet auch die Muse ihr zartes, feenhaftes Leben.Julie Eyth
→Einst war die Welt ein großes Nichts. Da sprach Gott: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Aber nach dem Falle flüchtete sich dieses große Nichts in dein kleines Ich. Da sprach Gott abermal: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Mensch, siehst du nun?Julie Eyth
→Hohen Geistern, tiefen Gemüthern ist die Einsamkeit ihre Gesellschaftsdame. Sie schweigt und spricht zu ihnen gerade soviel, als sie bedürfen.Julie Eyth
→„Diese Welt“ ist für den Menschen das ABC von „jener Welt“. Wehe dem Menschenkinde, das mit den ernsten kleinen Zeichen lieber spielt, als sie begreifen lernt!Julie Eyth
→Was sind die Millionen Sterne des Himmels? Brandopfer auf dem großen Altar des Universums. Ja, die Morgensterne loben ihn und du, mein armes Herz, bist oft so stumm?Julie Eyth
→Die Wahrheit fühlt ihre Gränzen in der Unendlichkeit und doch überschreitet man sie oft in einem – Worte.Julie Eyth
→Manche Menschen machen sich so groß und breit, wie der Mond, wenn er einen Hof hat. Und ’s ist doch nichts als Regenwetter.Julie Eyth
→Wer bei Betrachtung der lieben Natur nicht „das Maul halten“ kann, dem werden sich niemals ihre feinen Lippen zu einem süßen Wort eröffnen. Man muss bei ihr Ohren haben, zu hören, und einen Mund zum Schweigen.Julie Eyth
→Alle Menschenwege machen müde, recht müde. Und bis ein Mensch weiß, dass er nichts ist und nichts kann, siehe, das ist die größte Arbeit seines Lebens, der weiteste Weg, den er gehen kann.Julie Eyth
→Der Ehrgeiz ist eine vernichtende Leidenschaft, schärfer als ein Schwert, – spitziger als ein Dolch, – tödlicher als eine Kugel.Julie Eyth
→Die katholische Kirche ist eine glänzende Monarchie; die protestantische bildet, nach ihrer reinen Anlage, eine schlichte Republik. Aber die erste leidet unter mißbrauchter Gewalt und die andere, leider! unter mißbrauchter Freiheit.Julie Eyth
→Die Natur kennt keine Zerstreuung, keine Vergnügungssucht, kein leeres, eitles Wort, und keine – Langeweile; denn – sie schafft.Julie Eyth
→Manche Seelen werden herangezogen durch Haben, aber manche durch Entbehren. Der Herr weiß am besten, wie er seine Arznei zu mischen hat. Denn in der Fremde lernt man erst die Heimath schätzen; ferne vom Heiland, weiß man, was seine Nähe ist.Julie Eyth
→Wenn man den Zank der Theologen ansieht, – wie freut man sich, daß Gott die Liebe und den Frieden der Seelen an keine Kirchenversammlung gebunden hat, sondern macht selig, wo und welche er will, – durch Viel oder Wenig!Julie Eyth
→Diese Allerweltswisser stehen doch vor der Türe der Dinge, suchen das Schlüsselloch und finden es nicht in ihrem Nebel.Julie Eyth
→Sehnsucht ist wohl gut, solange sie Liebe und Treue ist; aber sie hört auf, gut zu sein, wenn sie Krankheit und Schwäche wird.Julie Eyth
→Erdengedanken leben im menschlichen Herzen wie unselige Geister. Wenn man Alles gestorben und begraben glaubt, so erscheinen sie wieder zur nächtlichen Stunde und quälen uns.Julie Eyth
→Wir sind Sklaven der Sünde, aber wir sind zu feig, um die einzige Revolution zu wagen, die Gott selbst nicht nur billigt, sondern von uns verlangt.Julie Eyth
→Starke Geister schreiten ihrer Zeit voraus, wie schwache Körper neuen Epidemien. Ehe ein Mensch ein Werden ahnt, arbeiten sie schon gewaltig unter den Symptomen der Zukunft und nur die spätere Allgemeinheit erklärt sie.Julie Eyth
→Es gibt Menschen, auf denen die Dinge liegen wie eine Flaumdecke. Wird’s Einem ein bißchen bang, so stößt man sie mit einer Zehe hinunter.Julie Eyth
→Zukunft und Vergangenheit sind Schwestern, die sich jeden Augenblick in die Arme fallen. Dazwischen ist Nichts; das Dasein der Zeit ist Flucht. Erst wenn wir leiden, tritt das Gefühl der Gegenwart deutlich ein, weil wir uns nicht trennen können von dem Schmerze, der uns durchbohrt.Julie Eyth
→Weiß du, warum so manche fromme Menschen unter Schmach und Demüthigung nicht vergehen? Sie sind zu klein zum Zertreten.Julie Eyth
→Warum Manche so unsinnig rennen und laufen, und doch nie zur Ruhe kommen? Weil sie Alles suchen und finden, nur nicht sich selbst!Julie Eyth
→Die Kirche im Großen ist in allen Theilen unvollkommen. Die ächte, wahre Kirche Christi steht darin so klein, so winzig, wie in dem weiten Münster zu Ulm das kleine Modell des ungeheuren, aber unfertigen Baus’s – ein Zeichen der Erinnerung.Julie Eyth
→Jede Tugend wird erst schön durch die Demuth. Und darum ist dies das Gute für das Gute, daß es immer noch etwas Besseres gibt.Julie Eyth
→Es gibt keine Ruhe in uns, bis unser so hoch dahinfahrendes Herz in den Grund gebohrt ist und dieser Grund ist – Gott.Julie Eyth
→Du willst die Wahrheit nicht als einen leuchtenden Sonnenstrahl in dein Herz fallen lassen? Dann wird sie einst als zuckender Blitzstrahl deine Finsternis durchschneiden und wird dich verheeren, wo sie gesegnet hätte.Julie Eyth
→Haben wir das rechte Wort für das Thun und Wollen unseres Gottes? Dürfen wir es Liebe nennen? Und darf ich sagen, daß auch ich liebe, wenn ich an jene große Liebe denke? Wenn die Sonne keine Strahlen hätte, so wüßte ich keine Antwort.Julie Eyth