Jean Paul Zitate – Seite 6
→Wird deine Jugend gemartert und beraubt, so blüht sie dir im Alter nach; wie der Rosenstock, dem im Frühling die Blätter ausgerissen werden, im Winter Rosen trägt. So hoffe, Erdensohn!Jean Paul
→Der gute Mensch sucht oft durch aufopfernde Taten sein Gewissen wieder mit seinen Gelenken auszusöhnen.Jean Paul
→Die Liebe wirft den Jüngling aus seinem Ich hinaus unter andre Ich, das Mädchen aber aus fremden in das ihrige hinein.Jean Paul
→Die meisten fangen an, in ihr eignes Lob zu geraten, wenn man ihnen lange eines erteilt, wie der Hund sich selber mit zu kratzen anfängt, wenn man ihn wohltuend kratzt.Jean Paul
→Nicht umsonst borgen die seltensten Blumen ihre Namen von Fürsten. Die Macht kann nicht milde genug aussehen.Jean Paul
→Der gefällt nicht, der fürchtet, nicht zu gefallen; denn die Ungezwungenheit, die allen übrigen Schönheiten des Umgangs erst ihren Wert und oft ihr Dasein gibt, verschwindet mit der Furcht.Jean Paul
→Wir sind begieriger, fremde Menschen zu observieren und auszuspähen als tägliche und nahe.Jean Paul
→Wenn ich mit einem Freunde zürne, werd ich sogleich wieder gut, sobald ich eine Gelegenheit bekomme, ihm einen Dienst zu erweisen etc.Jean Paul
→Den Unmut über unsere Fehler lassen wir an der Art aus, mit der der Freund sie uns entdeckte. Geschah es frei, so zürnen wir über seine Unbescheidenheit, Plumpheit und Grobheit, geschah es fein, über seine Verstellung.Jean Paul
→Gegenwärtiges Unglück verdau ich in wenigen Stunden; aber künftiges bleibt mir im Magen liegen.Jean Paul
→Geheimnisse in der Ehe sind gefährlich und nichtig, ihre Scheide bedeckt immer einen Dolch, den die Zeit endlich zieht.Jean Paul
→So viele fingen mit der Liebe an, mit der sie wirken wollten, und mußten aufhören mit der Furcht, die sie gaben.Jean Paul
→Ganz gewiß, wenn ein Seraph himmelssatt wäre oder sonst die goldenen Flügel hängen ließe, könnt‘ ich ihn dadurch herstellen, daß ich ihn einen Monat lang auf meine springende, jubelnde Kinderwelt hinabschicke und kein Engel könnt‘, so lange er ihre Unschuld sähe, seine eigene verlieren.Jean Paul
→In starken Menschen werden große Schmerzen und Freuden zu überschauenden Anhöhen des ganzen Lebensweges.Jean Paul
→Es wird einem Mann bei einer ganz vernünftigen Frau nie ganz wohl; sondern nur bei einer feinen, fantasierenden, heißen, launenhaften ist er erst zu Hause.Jean Paul
→Der Unendliche schweigt. Er hat sich längst über Seiner Welt erbarmt, aber die Geister wissen nicht wie.Jean Paul
→Man mag an jedem Menschen so lange suchen, bis man den individuellen Punkt ausfindet, wo er originell ist.Jean Paul
→O, wenn wir doch jede Sünde, zu der wir oder Andere uns versuchen, ein paar Tage vorher von einem wahren Schuft hätten begehen sehen, den wir anspeien!Jean Paul
→Sich eines philosophischen Satzes zu erinnern, braucht man mehr Zeit als eines historischen: jenen schafft man beinahe wieder mit.Jean Paul
→Schlimme Leute befinden die guten am ersten falsch, weil diese jene nicht bei andern billigen können.Jean Paul
→Der stille Egoismus der jetzigen Gefühlsmänner liegt schon darin, daß sie dem Helden Briefe an einen Freund diktieren, gegen den er keine Liebe zeigt und den er nur hat, um eine Adresse für seine Publikums-Briefe zu haben.Jean Paul
→Erziehung und Unterricht treiben aus uns schöne Keime, als sollten wir zu Griechen erwachsen; später nimmt uns statt des Gärtners der Braumeister, der Staat, in Empfang.Jean Paul
→Die Vergangenheit und die Zukunft verhüllen sich uns – aber jene trägt den Witwen-Schleier und diese den jungfräulichen.Jean Paul
→Gewissen Menschen, z.B. dem Fischer, die Verachtung auszudrücken, die man gegen sie hat, müßte man ihnen erst alle die Kenntnisse und Gesinnungen geben und beibringen, die uns eben von ihnen unterscheiden.Jean Paul
→Man steckt uns nicht eher den Lorbeerreis, wie den wilden Sauen die Zitrone, in den Mund, als bis man uns gepürscht aufträgt.Jean Paul
→Eine Torheit, über die viele Satiren gemacht worden und bei der jede neue Satire verliert, ist in der Wirklichkeit desto komischer.Jean Paul