Emanuel Geibel Zitate – Seite 4
→So Lob als Tadel unverdrossen Laß, Künstler, über dich ergehn! Du weißt, der Schaum ist bald zerflossen, Doch was du tüchtig schufst, bleibt stehn.Emanuel Geibel
→Und plötzlich stand vor meiner Seele mir Mein ganzes Glück, mein ganzes Leid von weiland; Und tiefe Sehnsucht fiel mich an nach dir, Du meiner Jugend fern verscholl’nes Eiland.Emanuel Geibel
→Das Größeste ist das Alphabet, Denn alle Weisheit steckt darin, Aber nur der erkennt den Sinn, Der’s recht zusammenzusetzen versteht.Emanuel Geibel
→Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub‘ ins Fenster. Wenn die Götter ihr verjagt, kommen die Gespenster.Emanuel Geibel
→Warum hast du wider alles Hoffen noch niemals mitten ins Schwarze getroffen? Weil du’s nicht lassen konntest, beim Zielen immer ins Publikum zu schielen.Emanuel Geibel
→Das Herz hat auch seine Ostern, wo der Stein vom Grabe springt, den wir dem Staub nur weihten. Und was du ewig liebst, ist ewig dein.Emanuel Geibel
→Mit dem Klagen, mit dem Zagen, wie verdarbst du’s, ach so oft! Lerne Trübes heiter tragen, und dein Glück kommt unverhofft.Emanuel Geibel
→Des Schülers Kraft entzündet sich am Meister – doch schürt sein jugendlicher Hauch zum Dank des Meisters Feuer auch.Emanuel Geibel
→Die Zeit zum Handeln jedesmal verpassen nennt ihr die Dinge sich entwickeln lassen. Was hat sich denn entwickelt, sagt mir an, das man zur rechten Stunde nicht getan?Emanuel Geibel
→Am guten Alten in Treue halten; am kräftigen Neuen sich stärken und freuen wird niemand gereuen.Emanuel Geibel
→Ihr kommt, das Haus mir umzukehren, Und steckt mir’s über’m Kopf in Brand, Und will ich meiner Haut mich wehren, So schimpft ihr mich intolerant.Emanuel Geibel
→Die Freiheit hab‘ ich stets im Sinn getragen, Doch haß‘ ich eins noch grimmiger als Despoten; Das ist der Pöbel, wenn er sich den roten Zerfetzten Königsmantel umgeschlagen.Emanuel Geibel
→Der Maulwurf hört in seinem Loch ein Lerchenlied erklingen und spricht: Wie sinnlos ist es doch, zu fliegen und zu singen!Emanuel Geibel
→Sorgen sind meist von der Nesseln Art, sie brennen, rührst du sie zart; fasse sie nur an herzhaft, so ist der Griff nicht schmerzhaft.Emanuel Geibel
→Viel Weisheit wohnt beim weiblichen Geschlechte: Es trifft beim ersten Blick die Frau das Rechte.Emanuel Geibel
→Das füllt mit Jubel, füllt mit Klage Die Blätter der Geschichte Jahr um Jahr: Die Menschheit schreitet fort mit jedem Tage, Der Mensch bleibt ewig, der er war.Emanuel Geibel
→Das ist der Bildung Fluch, darin wir leben, Daß ihr das Beste untergeht im vielen; Mit jedem Elemente will sie spielen Und wagt sich keinem voll dahinzugeben.Emanuel Geibel
→Klug ist, wer stets zur rechten Stunde kommt, doch klüger, wer zu gehen weiß, wenn es frommt.Emanuel Geibel
→Daß dir zu hoch kein Gipfel ist, ei, laß mich’s an der Tat erproben! Statt deine Schwingen mir zu loben, fliege, so du ein Adler bist!Emanuel Geibel
→Bringet Kerzen, Wein und Saiten, Doch dann laßt dem Ding den Lauf! Freude läßt sich nicht bereiten, Wie die Blume geht sie auf.Emanuel Geibel
→Die schöne Form macht kein Gedicht, Der schöne Gedanke tut’s auch noch nicht; Es kommt drauf an, daß Leib und Seele Zur guten Stunde sich vermähle.Emanuel Geibel
→Nimmer begreift der Gesunde die Krankheit, nimmer die Jugend, daß ihr reiches Gemüt je zu verarmen vermag.Emanuel Geibel
→Solang du weilst auf Erdenbahnen, dem Irrtum, Freund, entgehst du nicht; doch läßt dich Irrtum Wahrheit ahnen: Irrtum ist Farbe, Wahrheit Licht.Emanuel Geibel
→Liebe, die von Herzen liebt, Ist am reichsten, wenn sie gibt; Liebe, die von Opfern spricht, Ist schon rechte Liebe nicht.Emanuel Geibel
→Wenn‘ irgend auf dem Erdenrund ein unentweihtes Plätzchen gibt, so ist’s ein junges Menschenherz, das fromm zum ersten Male liebt.Emanuel Geibel
→Heißt dein Herz dich Gutes tun, Tu‘ es rein um deinetwillen; Läßt das Schöne dich nicht ruhn, Bild‘ es, deinen Trieb zu stillen; Doch das lasse dich ungeirrt, Was die Welt dazu sagen wird.Emanuel Geibel
→Nur zu Hause ist der Mensch ganz. In der Heimat wurzeln, O welche Zauber, Liegen in diesem kleinen Wort: Daheim.Emanuel Geibel
→Leicht überschätzt der edle Mann Das, was er selbst nicht machen kann; Verkleinernd unter das Seine Herabzieht’s der gemeine.Emanuel Geibel
→Was der Wissenschaft gefällt, Wird darum der Kunst nicht taugen; Beide schau’n dieselbe Welt, Doch mit ganz verschiednen Augen.Emanuel Geibel
→Fern im Süd das schöne Spanien, Spanien ist mein Heimatland, Wo die schattigen Kastanien Rauschen an des Ebro Strand.Emanuel Geibel
→Laß dich nicht irren von Kritikastern, und wie du bist, so gib dich ganz! Trägst du nicht Rosen, so trägst du Astern, sie finden wohl auch ihre Stell‘ im Kranz.Emanuel Geibel
→Die Liebe bricht herein wie Wetterblitzen, die Freundschaft kommt wie dämmernd Mondenlicht. Die Liebe will erwerben und besitzen, die Freundschaft opfert, doch sie fordert nicht.Emanuel Geibel
→Nicht wer Staatstheorie doziert, ein Politiker ist nur, wer im gegebenen Fall richtig das Mögliche schafft.Emanuel Geibel
→Mag auch heiß das Scheiden brennen, treuer Mut hat Trost und Licht; mag auch Hand von Hand sich trennen, Liebe läßt von Liebe nicht.Emanuel Geibel