Anselm Vogt Zitate – Seite 3
→Im aphoristischen Raum ist der schräge Gedanke die kürzeste Entfernung zwischen zwei Pointen.Anselm Vogt
→Wir leben den Dingen gegenüber, verdammt zur Beobachterrolle, unsere Sehnsucht nach Nähe ist letztlich eine nach Selbstaufgabe. Nähe ohne Distanz führt zur Konturlosigkeit; so wird auch unser Ichbild diffus, wenn wir nicht mehr den Umweg über den distanzierenden Blick der Anderen nehmen.Anselm Vogt
→Manche gute Idee muß weniger gegen ihre Feinde als gegen ihre Anhänger in Schutz genommen werden.Anselm Vogt
→In der Liebe gibt es drei Typen: Der Erste möchte besitzen, der Zweite besessen werden, der Dritte ist vom Besitzenwollen besessen.Anselm Vogt
→Wir Menschen tragen unvermeidlich Masken. Vorsicht ist daher vor allen vor der Maske der Maskenlosigkeit angezeigt.Anselm Vogt
→Frieden: Das Kalkül des Pazifisten setzt darauf, daß die Selbstentwaffnung entwaffnend wirkt, aber sie könnte den Gegner erst zum Einsatz der Waffen ermutigen.Anselm Vogt
→Erfolg der neurobiologischen Entlarvung des Ich als Fiktion: Wissenschaftsgläubige delegieren nun die Mühe des Denkens an das Gehirn und wundern sich, daß es ohne sie nicht tätig wird.Anselm Vogt
→Feste waren einst Unterbrechungen des Alltags, in der Spaßgesellschaft unterbricht der Alltag zuweilen die Feste.Anselm Vogt
→Was bedeutet Horizonterweiterung durchs Internet? Provinzialisierung der Welt zum „global village“.Anselm Vogt
→Der Theologe entmythologisierte so gründlich, daß schließlich auch Gott auf der Strecke blieb.Anselm Vogt
→Die Errichtung des Rechtsstaates beruht auf der Einsicht, daß der Staat nicht immer recht hat.Anselm Vogt
→Lebenskunst: Es gehört zur Lebenskunst, sie nicht durch die Frage nach dem Lebenssinn vom Leben abhalten zu lassen.Anselm Vogt
→Die antiautoritären Erzieher forderten zum Widerspruch auf und wundern sich nun über die Autoritätssucht vieler Nachwachsender.Anselm Vogt
→Warum sind sich die Menschen in unserer Zeit so fern? Vielleicht, weil sie so distanzlos geworden sind.Anselm Vogt
→Die Verdrängung der Metaphysik führte zur Identifikation der Welt mit ihrer äußeren Erscheinung. Seitdem verkommt Weltverbesserung zur Kosmetik.Anselm Vogt
→Wahre Freundschaft führt zur intimen Kenntnis einer Person, Erotik häufig nur zur Kenntnis des Intimen.Anselm Vogt
→Geiz ist geil: In diesem Spruch vereinigt sich die Spaßgesellschaft mit dem Spießertum der fünfziger Jahre.Anselm Vogt
→Neid als Wurzel des Rassenhasses? Nicht wenige, die keine Tortur scheuen, um sich zu bräunen, hassen farbige Menschen.Anselm Vogt
→Die Schwierigkeit, leere, unerfüllte Zeit zu ertragen, weist nicht auf die Unerträglichkeit der Zeit als solcher, sondern auf die unangenehme Erfahrung der Konfrontation mit uns selbst hin.Anselm Vogt
→In der Kunst sind Erfolg und Mißerfolg sprachlich benachbart: Entweder ausgestellt oder ins Aus gestellt.Anselm Vogt
→Der neue Testwahn führt zur Verengung des Bildungsbegriffs auf das, was sich dem „multiple choice“ erschließt.Anselm Vogt
→Manuskripten geht es wie Lebewesen. Sie gehen irgendwann ein. Ihre Sterbeurkunde ist die Eingangsbestätigung durch den Verlag.Anselm Vogt
→Die Kinderfeindlichkeit unserer Gesellschaft führt zur Verherrlichung der Jugend, denn sie treibt durch Kindermangel den Marktwert der „Jugend“ ins Unermeßliche.Anselm Vogt
→Geist: Paradoxerweise wird die Existenz des Geistes nicht von Geistlosen, sondern häufig von solchen geleugnet, die über viel Geist verfügen.Anselm Vogt
→Evolutionärer Vorteil einer Behinderung: Kurzsichtigkeit fördert zuweilen die sexuelle Appetenz.Anselm Vogt
→Fundamentalismus: Weltanschauliche Orientierung, die Gedanken vom Grunde her auf bauen will und dabei alles niederreißt.Anselm Vogt
→Zu viele Menschen glauben, die Wahrheit zu besitzen, anstatt von der Wahrheit besessen zu sein.Anselm Vogt
→Unsere authentischen Äußerungen sind so echt, daß wir uns nur ungern darin wiedererkennen.Anselm Vogt
→Messen: Die Vermessung der Intelligenz schafft wenig Klarheit über die geistige Kapazität, aber fördert manchmal die Vermessenheit.Anselm Vogt
→Die eine Hälfte der Pazifisten verfehlt den Frieden, weil sie nicht für ihn zu kämpfen bereit ist, die andere Hälfte verfehlt ihn, weil sie für ihn kämpft.Anselm Vogt
→Begehren: Das paradoxe Streben nach Anwesenheit eines Objekts, das seinen Reiz nur seiner Abwesenheit verdankt.Anselm Vogt
→Das Eigentum fördert nicht – wie der Liberalismus wähnt – das Gemeinwohl, sondern das Wohl der Gemeinen.Anselm Vogt