Berthold Auerbach Zitate – Seite 4
→Das Vielbesuchen macht öde wie das Speisen an der Gasthofstafel; man ißt von allen Schüsseln und hat doch zuletzt keine gesunde Sättigung.Berthold Auerbach
→Das Wachstum des Menschengemütes gleicht nicht dem vergänglichen Halme, eher dort dem Fruchtbaume, der bleibt bestehen und harrt neuer Frucht am selben Stamme.Berthold Auerbach
→Was das Beste auf der Welt sei? – Gesundes Blut, gestählte Sehnen und starke Nerven.Berthold Auerbach
→Der Krieg wäre das volle Chaos, wenn der einzelne Heerführer sich in die Kollision der Pflichten versetzen ließe, Humanität und rücksichtslose Notwendigkeit zu vereinbaren suchte in großen Entscheidungen; dem unbeugsamen militärischen Gesetz muß der Soldat sich selber und andere beugen.Berthold Auerbach
→Es ist aber auch bekannt, wie oft die Menschen, wenn sie gesättigt sind, eine ganz andere Sinnesart haben, als da sie noch hungrig waren.Berthold Auerbach
→Wir fassen überhaupt alles Überirdische nicht durch den Begriff, sondern durch den Glauben.Berthold Auerbach
→Eine große Frage der Lebenskunst ist, inwieweit wir unsere Persönlichkeit, unsere Eigentümlichkeit mit in die Gesellschaft nehmen und an sie hinausgeben dürfen. Zu viel Persönlichkeit atomisiert die Gesellschaft, zu wenig Persönlichkeit verflacht sie und macht sie farblos, fade und vag.Berthold Auerbach
→Je mehr die Kinder heranwachsen, um so mehr hören die Eltern auf, für sich selber ein Leben zu haben und auch zu wollen; das Schicksal der Kinder wird immer mehr das der Eltern.Berthold Auerbach
→Der Mensch lebt nicht für sich allein. Es gibt eine unsichtbare und unzerreißbare Gemeinsamkeit: das Band der Achtung, der Ehre, ein treues Gedenken, eine tätige Liebe.Berthold Auerbach
→Nicht im Auszeichnenden liegt die Würde eines Berufs, sondern in der Bewährung des rein Menschlichen, die in jedem Beruf möglich ist.Berthold Auerbach
→Wenn du es genau überlegst, hat dir niemand in der Welt mehr Leid zugefügt, als du dir selber; schon darum, weil du anderen, die es taten, die Macht gegeben.Berthold Auerbach
→Bin jung gewesen und alt geworden und habe nicht gesehen, daß ein unwahrer Mensch, oder gar ein solcher, der sich nicht vor der positiven Lüge scheut, das erstrebte gute Ende genommen.Berthold Auerbach
→Es erscheint als Hochmut, sich nicht an dem politischen Leben seines Volkes und seiner Zeit zu beteiligen; näher besehen ist es aber nur Kleinmut.Berthold Auerbach
→In hilfloser Verlorenheit wird man leicht abergläubisch und läßt sich vom Zufälligen bestimmen.Berthold Auerbach
→Wenn wir durch das ganze Leben so fortfahren könnten, an Wachstum und Fülle zuzunehmen wie in der Kindheit, ein himmlisch gesegnetes Dasein wäre unser Los; aber das All dringt plötzlich in uns ein, und wir haben unser ganzes Leben lang nur damit zu tun, es zu zerlegen, zu enträtseln und zu erklären.Berthold Auerbach
→Was die Leute sagen werden – in diesen Worten liegt die Tyrannei der Welt, die ganze Entwendung unseres Naturells, der Schielblick unserer Seele. Diese fünf Worte herrschen überall.Berthold Auerbach
→Sitte und Bildung müssen so zur Natur werden, daß sie sich auch in den unbewachten Momenten kundgeben. Das ist die echte Decenz, die auch vor sich selber die schickliche Form bewahrt.Berthold Auerbach
→Wie oft geht das so, daß wir Gewerke herrichten für den Strom unserer Lebenstage, und ehe das Gewerk nur halb fertig, ist alles versiegt und trocken.Berthold Auerbach
→Saget nicht: die Natur tröstet. Gegen einen positiven Schmerz, einen Verlust auf immer vermag sie nichts.Berthold Auerbach
→Wenn der Tod die Lippen geschlossen, die dich Kind nennen mussten, ist dir ein Lebensatem verschwunden, der nimmer wiederkehrt.Berthold Auerbach
→Alle Liebe der Menschen muß erworben, erobert und verdient, über Hindernisse hinweg erhalten werden; die Mutterliebe allein hat man immer unerworben und unverdient.Berthold Auerbach
→Es ist doch nur ein Gott, der die Sonne scheinen und die Bäume wachsen läßt, und er weiß doch, wie es gemeint ist, ob man so oder so zu ihm betet.Berthold Auerbach
→Wunderbar! Wenn die Menschen in Zank und Streit geraten sollen, da werden die Zaghaftesten beredt; wenn es aber gilt, ein Liebeswort, ein versöhnendes, zu sagen, da krümmen und winden sie sich wie Stotternde.Berthold Auerbach
→Nicht die Sittlichkeit regiert die Welt, sondern eine verhärtete Form derselben: die Sitte.Berthold Auerbach
→Ein Schelm gibt mehr als er hat. Das sind in der Literatur und Kunst die falschen Idealisten.Berthold Auerbach
→Den Regen hört man fallen, den Schnee nicht. Der herbe Schmerz ist noch laut, der gefaßte ist still.Berthold Auerbach
→Ein Freund, der in der Trauer bei uns ist, ist wie ein Licht in der Nacht, er zwingt uns doch oder gibt uns wenigstens Gelegenheit, die Gegenstände um uns her zu sehen, zu wissen, daß noch eine Welt da ist und wir uns nicht ganz in der Nacht der Einsamkeit vergraben.Berthold Auerbach
→Es gibt Menschen, die nur Regen und Sonnenschein kennen und haben. Es gibt aber auch Seelen voll taubildender Kraft – das sind die stillen, in sich reichen, triebkräftigen, die mehr innerlich als äußerlich erleben.Berthold Auerbach
→Viele Charaktere sind nichts als ein Mosaik von Stimmungen; mit der Zeit bröckeln sie leicht ab.Berthold Auerbach
→Der wirkliche Kenner kennt die Giftpflanze bevor sie in der Blüte steht. So sollte es auch beim wirklichen Menschenkenner sein.Berthold Auerbach
→Es gibt Menschen, die so wachsfiguren aussehen, daß man glaubt, jede Minute kann es schnurren und die Automaten fangen zu spielen an.Berthold Auerbach
→Eine Mietswohnung suchen macht verstimmt und mißmutig. Warum? Wohl weil du dir deines Fremdsein auf der Welt neu bewußt wirst.Berthold Auerbach
→Solange es berufstreue Schulmeister gibt, Menschen, deren Glückseligkeit in der Seelenweckung anderer besteht, solange gibt es hoffende, zukunftsreiche, siegesstarke Völker.Berthold Auerbach