Jean Paul Zitate – Seite 16
→Die Lüge, der fressende Lippenkrebs des inneren Menschen, wird vom Gefühl der Völker schärfer gerichtet und bestimmt als von den Philosophen.Jean Paul
→Warte niemals auf außerordentliche Lagen zum Gutsein, denn die alltäglichste ist die verdienstlichste dazu.Jean Paul
→Jeder Freund hält es für den größten Genuß, dem andern die Wahrheit zu sagen – am Hören findet keiner einen sonderlichen.Jean Paul
→Wenn Seneca sagt, Gott könne nichts lieber sehen als einen tugendhaften Mann im Widerstande gegen das Unglück, so setzte ich hinzu: als einen im Genusse einer erlaubten Freude.Jean Paul
→Warum soll die Natur mit Untergängen geizen, da sie mit Aufgängen und Schöpfungen wuchert?Jean Paul
→Wenn uns die Menschen verlassen oder verwunden, so breitet ja noch immer der Himmel, die Erde und der kleine blühende Baum seine Arme aus und nimmt den Verletzten darin auf.Jean Paul
→Der Dichter gleicht der Saite: Er selber macht sich unsichtbar, wenn er sich schwingt und Wohllaut gibt.Jean Paul
→Man beruft sich immer auf die Nachwelt, als ob sie nicht oft ebensoviel Lob nähme als gäbe.Jean Paul
→Ganz anders und besser versteht und goutiert man einen Autor, wenn man ihn über eine Sache lieset, über deren Aufklärung man eben jetzt verlegen ist.Jean Paul
→Sieh dich nicht nach viel Gründen zum Guten um. Mach nur den Anfang; dieser oder die Fortsetzung geben sie dir schon nachher.Jean Paul
→Das Schicksal legt Nacht um uns und reicht uns nur Fackeln für den nächsten Weg, damit wir uns nicht betrüben über die Klüfte der Zukunft und über die Entfernung des Ziels.Jean Paul
→Zuviel Enthusiasmus in der Tugend macht auf den folgenden Augenblick desto kälter und schadet also.Jean Paul
→Übrigens versichere ich die Bräute, noch gewisser die Bräutigame, dass sie nur von liebenden Eltern liebende Kinder heiraten können, und dass besonders ein hassender oder liebender Vater kindliches Hassen oder Lieben fortpflanze.Jean Paul
→Dein Wollen wachse nicht und beuge sich nicht; aber dein Wissen neige sich beweglich nach allen Gegenden des Lichts.Jean Paul
→Hinter einem voranziehenden Gott würden alle Menschen Götter. Tilgt ihr aber das Ideal aus der Brust, so verschwindet damit Tempel, Opferaltar und alles.Jean Paul
→Es gibt Wahrheiten, von denen man hofft, große Menschen werden stärker von ihnen überzeugt sein, als man es selber sein kann.Jean Paul
→Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.Jean Paul
→Wenn man bezahlt wird, denkt man, man arbeitete zu wenig – wenn man arbeitet, man bekomme zu wenig.Jean Paul
→Der erste Gedanke eines Menschen, der etwas nicht findet, ist der, man hab‘ es ihm gestohlen; und so häufig auch das bloße Verlieren und Verlegen gegen das seltene Bestehlen vorkommt, so glaubt er doch das nächste Mal wieder an einen Dieb.Jean Paul
→In unserer Menschenliebe ist nicht bloß die Süßigkeit des Gefühls der Liebe, sondern auch die Süßigkeit des Gefühls des Rechttuns.Jean Paul
→Hat denn noch kein Mann den Schmerz der verlornen Liebe empfunden? damit er wisse, wie noch tausendmal härter er seine Frau verheert? Welcher hat denn Treue, die rechte, die keine Tugend und keine Empfindung ist, sondern das Feuer selber, das den Kern der Existenz ewig belebt und erhält?Jean Paul
→Sprecht nicht: wir wollen leiden; denn ihr müßt. Sprecht aber: wir wollen handeln; denn ihr müßt nicht.Jean Paul
→Wer den kleinsten Teil eines Geheimnisses hingibt, hat den anderen nicht mehr in seiner Gewalt.Jean Paul
→Einem Gelehrten fehlt immer etwas, entweder die Farbe, oder der Atem, oder die peristaltische Bewegung, oder der Magensaft, oder der sogenannte gesunde Verstand.Jean Paul
→Jeder hält sein Leben für die Neujahrnacht der Zeit und mithin, wie der Abergläubige, seine – aus Erinnerungen zusammengehefteten – Träume darin für Prophezeiungen aufs ganze Jahr.Jean Paul
→Ich möchte dabeistehen können bei allen Aussöhnungen der Welt, weil uns keine Liebe so sehr bewegt, wie die wiederkehrende.Jean Paul
→Das Reich des Unbewußten kann einmal als das Reich des Bewußten erobert werden. Denn die Besonnenheit kann sich steigern, da sie sich ja schon in den großen Unterschieden und Sprüngen von Wilden zu Weltweisen offenbart.Jean Paul