Jean de La Bruyère Zitate – Seite 7
→Um mit Anmut zu scherzen und auch bei nichtigen Gelegenheiten glückliche Einfälle zu haben, bedarf es guter Lebensart, höflicher Form und lebhaften Geistes. Solche Menschen sind schöpferisch: sie erfinden etwas aus dem Nichts.Jean de La Bruyère
→Nach der Pracht oder Ärmlichkeit des Wagens achtet man die Leute oder behandelt man sie geringschätzig.Jean de La Bruyère
→Kinder haben nur die eine Sorge, die schwache Seite ihrer Lehrer und Erzieher herauszufinden, und zwar gewinnen sie hier bald eine Überlegenheit, die ihnen nicht mehr verlorengeht. Was den Erwachsenen einmal um seine Autorität gebracht hat, bleibt ein dauerndes Hindernis, sie wiederzuerlangen.Jean de La Bruyère
→Mit geliebten Menschen zusammen sein: mehr braucht es nicht; träumen, mit ihnen sprechen, nicht sprechen, an sie denken, an die gleichgültigsten Dinge denken, aber in ihrer Nähe: alles gilt gleich.Jean de La Bruyère
→Eine Frau heißt unbeständig, wenn sie nicht mehr liebt, leichtfertig, wenn sie einen andern liebt, flatterhaft, wenn sie nicht mehr weiß, ob und wen sie liebt, gleichgültig, wenn sie nichts liebt.Jean de La Bruyère
→Die unerfreulichen Charaktere, davon die Welt voll ist, nicht ertragen zu können, zeugt von schwacher Wesensart: Im Verkehr muß es Scheidemünze und Goldstücke geben.Jean de La Bruyère
→Die Lust an der Kritik beraubt uns des Vergnügens, selbst von den schönsten Werken lebhaft ergriffen zu werden.Jean de La Bruyère
→Die Kinder würden den Vätern vielleicht weit teurer sein, sowie andrerseits die Väter ihren Kindern, wenn diese nicht den Anspruch hätten, Erben zu werden.Jean de La Bruyère
→Wenn ein Dichter die Verse eines anderen Poeten lobt, so kann man wetten, daß sie schlecht und wertlos sind.Jean de La Bruyère
→Eine Frau, die nur einen Liebhaber hat, glaubt, sie sei nicht kokett; die, welche mehrere hat, glaubt, sie sei nur kokett.Jean de La Bruyère
→Nichts kostet der Leidenschaft weniger, als sich über die Vernunft wegzusetzen: ihr großer Triumph ist, bei dem, woran ihr liegt, die Oberhand zu gewinnen.Jean de La Bruyère
→Wir stimmen den anderen nur zu, wenn wir eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und uns empfinden.Jean de La Bruyère
→Ein Gesandter ist ein Chamäleon, ein Proteus. Einem geschickten Spieler gleich, läßt er sich oft nichts von seiner Laune und Stimmung anmerken… Dann wieder weiß er eine Gemütsverfassung vorzutäuschen.Jean de La Bruyère
→Jede Stunde ist einmalig an sich wie in Rücksicht auf uns; ist sie verflossen, so ist sie auf immer dahin.Jean de La Bruyère
→Eine gefühlskalte Frau gibt es nicht: Sie hat nur ihren wirklichen Liebhaber noch nicht gefunden.Jean de La Bruyère
→Die Menschen beginnen mit der Liebe, enden mit dem Ehrgeiz und befinden sich in einer ruhigen Verfassung des Gemüts oft erst, wenn sie sterben.Jean de La Bruyère
→Es gibt keine häßlichen Frauen. Es gibt nur Frauen ohne die Fähigkeit, sich hübsch zu machen.Jean de La Bruyère
→Wenn der Mensch über sich selbst erröten könnte, wie viele böse Taten, verborgene und öffentlich bekannte, würde er sich ersparen.Jean de La Bruyère
→Wir lieben nur einmal wahrhaft: das erste Mal; später lieben wir nicht mehr so willenlos.Jean de La Bruyère
→Wieviel Mädchen haben von ihrer großen Schönheit nichts gehabt als die Hoffnung auf eine glänzende Heirat.Jean de La Bruyère
→Ein Mann, der nicht recht weiß, ob er zu altern beginnt, braucht bei der Begegnung mit einer jungen Frau nur ihre Augen und den Ton ihrer Stimme zu befragen, um sofort Bescheid zu wissen.Jean de La Bruyère
→Der Stumpfsinnige, der nicht spricht, ist immer noch erträglicher als der Dumme, der nicht schweigen kann.Jean de La Bruyère
→Man sieht Männer die höchste Gunst durch dieselben Fehler verlieren, die ihnen dazu verholfen hatten.Jean de La Bruyère
→Manche haben in ihrer Jugend ein bestimmtes Gewerbe erlernt, um die übrige Zeit ihres Lebens ein anderes auszuüben, das mit dem ersten nichts gemein hat.Jean de La Bruyère
→Manche Menschen bringen ein langes Leben damit hin, sich gegen die einen zu wehren und den andern zu schaden, und sie sterben alt und verbraucht, nachdem sie ebensoviel Übel angerichtet wie ausgestanden haben.Jean de La Bruyère
→Zwischen gutem Verstand und gutem Geschmack besteht derselbe Unterschied wie zwischen Ursache und Wirkung.Jean de La Bruyère
→Es gibt Leute, die haben die Kühnheit, bei jeder Gelegenheit ohne Ansehen der anwesenden Personen über jeden beliebigen Gegenstand zu sprechen. Brauche ich noch hinzuzufügen, daß sie durch ihre faden Reden in allen Leuten Entsetzen und Ekel hervorrufen?Jean de La Bruyère
→Sich bei seiner Arbeit nicht beraten noch verbessern zu lassen, zeugt von pedantischem Geist.Jean de La Bruyère
→Ein Freund, der zu hoher Gunst gelangt ist, gewährt uns viel, wenn er sich noch zu unseren Bekannten rechnet.Jean de La Bruyère
→Es wäre zum Besten der ehrenhaften Leute und zur allgemeinen Befriedigung wünschenswert, daß ein Schurke es nicht bis zu dem Grade wäre, daß ihm alle und jede Einsicht fehlte.Jean de La Bruyère
→Wer dahin kommt, daß man von ihm denkt, er sei nicht allzu gerieben, hat es in der Schlauheit schon weit gebracht.Jean de La Bruyère
→Wenn jemand in Ungnade fällt, so erlöschen Haß und Neid; wer uns nicht mehr durch die Gunst, die er genießt, erbittert, kann ruhig recht tun: Es gibt kein Verdienst, keine Tugend, die man ihm nicht verziehe. Er dürfte ungestraft ein Held sein.Jean de La Bruyère
→Man verkürzt und erspart sich unzählige Auseinandersetzungen, wenn man von bestimmten Leuten annimmt, sie seien unfähig, vernünftig zu reden, und alles verwirft, was sie sagen, gesagt haben und sagen werden.Jean de La Bruyère
→Wenn du genau darauf achtest, welche Leute nicht zu loben vermögen, nur immer tadeln, mit niemandem zufrieden sind, so wirst du bemerken, daß es stets die sind, mit denen niemand zufrieden ist.Jean de La Bruyère
→Provinzler und Dummköpfe sind stets geneigt, sich zu erbosen und zu glauben, daß man sich über sie lustig mache oder sie mißachte.Jean de La Bruyère
→In ihrem Urteil über das Handeln, gleichgültig ob der Großen oder der Geringen, lassen sich die Menschen vom Gelingen einnehmen, bezaubern und hinreißen; wenig fehlt, daß ein geglücktes Verbrechen ebenso gepriesen werde wie die Tugend selbst.Jean de La Bruyère
→Wer die Menschen gründlich erforscht und das Verkehrte in ihrem Denken, Fühlen, Geschmack und Streben erkannt hat, kommt zur Einsicht, daß ihnen Unbeständigkeit weniger schadet als Eigensinn.Jean de La Bruyère
→Von Geburt an unruhige und ewig sich langweilend, wird er (der Mensch) nur des Lebens nicht überdrüssig; er möchte unaufhörlich leben. Krankheiten und Tod stoßen ihn ab von der Bekanntschaft mit einer anderen Welt. Alle Gewalt der Religion ist dazu erforderlich, ihn zum Nachdenken zu bewegen.Jean de La Bruyère
→Es gibt Güter, die wir leidenschaftlich begehren und deren bloße Vorstellung uns schon hinreißt und entzückt; haben wir das Glück, sie zu erlangen, so nehmen wir sie gelassener auf, als wir gedacht hätten; wir erfreuen uns kaum an ihnen und verlangen sogleich nach größeren.Jean de La Bruyère
→Derselbe scharfe Verstand, der es uns ermöglicht, etwas Gutes zu schreiben, lässt uns auch fürchten, es könnte nicht gut genug sein, dass es verdient, gelesen zu werden.Jean de La Bruyère